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Ö1-Sendung am 24.1.2018 mit mipra-Statements:


Motivforschung und autonome Autos!

Die Motive und Bedürfnisse rund um das Auto sind sehr vielschichtig und haben bekanntlich nicht nur mit der Überbrückung von Entfernungen zu tun.

 

Der psychologische Aspekt wurde bisher weder im Zusammenhang mit E-Mobilität (...manche haben bekanntlich "Benzin im Blut") noch mit den selbstfahrenden Autos ausreichend berücksichtigt. Genau damit beschäftigte sich der Ö1-Beitrag von Paul Lohberger, der hier als Download zur Verfügung steht.

 

Download der Sendung: Abspielen/Download mp3, 35MB


Kurzbeschreibung der Sendung "Der domestizierte Autofahrer"

Über mobile Freiheit in der Zukunft des automatisierten Individualverkehrs, von Paul Lohberger:

 

"Mehr Sicherheit, geringere Umweltbelastung und enormer Zeitgewinn: das sind nur einige Versprechungen, die selbstfahrende Autos zukünftig einlösen sollen. Aber wo, so könnte man fragen, bleibt dann die "freie Fahrt für den freien Bürger"? Waren die Vorzüge einer mobilen Gesellschaft nicht immer an die Idee der Freiheit geknüpft? Kein Zweifel: Die Automatisierung des Individualverkehrs wird bei einigen Autofahrern ein Unbehagen hervorrufen. 

Wieder eine Reglementierung des Lebens. Mit Wutbürgern auf vier Rädern wäre dann wohl zu rechnen. Überall Vorschriften und bald auch noch Fahren wie auf Schienen. Wohin mit der Lust am Cruisen? Spritztouren, ein NoGo in der Zukunft? Etwas Spielraum wird auch im vollautomatisierten Individualverkehr von morgen gewährt werden? Oder ist der in den Verkehrs- und Mobilitätskonzepten der Zukunft gar nicht vorgesehen?
"
Gestaltung Paul Lohberger

 

 

Kurzes Statement (von Michael Praschl) zu den Motive rund um das Autofahren - unabhängig von obiger Sendung:

"Will man die Menschen dazu bringen, von der klassischen Nutzung eines Autos mit Verbrennungsmotor (meist im Eigenbesitz) auf ein E-Auto, ein zweispuriges E-Kleinfahrzeug, auf andere Fahrzeug-Nutzungsformen (z.B. Autoteilen oder Carsharing) oder andere Mobilitätsformen (Rad, ÖV etc.) umzusteigen, muss die vielschichtige Motivationslage rund um das Autofahren berücksichtigt werden.
Es muss genau analysiert werden, wie die Bedürfnisse, die bislang – neben der reinen Mobilitätsfunktion - durch das „herkömmliche“ Auto befriedigt wurden, durch das neue Angebot bedient werden können.

Relevante „Zusatzmotive“ sind beispielsweise: Selbstdarstellung, Status- und Lebensstil-Demonstration, Ausleben von Macht-/Überlegenheitstendenzen und Aggressionen, Suche nach Reizen und Abenteuer, Vermeidung von Langeweile, Streben nach Autonomie und Unabhängigkeit, Gefühl der Geborgenheit im schützenden Raum, Lust an der Geschwindigkeit und am Einsatz der eigenen – manchmal vermeintlichen – Fahrkompetenzen, Demonstration des Fahrkönnens nach dem (kindlichen) Motto "Schau mal, was ich kann" etc. Diese Motive sind bei verschiedenen Personen natürlich unterschiedlich ausgeprägt und ändern sich auch mit dem Alter bzw. der Lebenssituation."

 

Zusatz: Rund 50% der AutofahrerInnen haben, meiner Einschätzung nach, ein eher sachliches Verhältnis zum Auto und hätten wenig emotionale Probleme mit selbstfahrenden Fahrzeugen. Rund ein Viertel hat doch einen gewissen emotionalen Bezug zum Auto und ein weiteres Viertel identifiziert sich stark mit dem Auto (bzw. Motorrad) und legt großen Wert darauf, als gute/r FahrerIn gesehen zu werden und will dies auch laufend unter Beweis stellen.

Letztere werden mit (dauernd) selbstfahrenden Autos größere Probleme haben.

(Ich selbst stehe selbstfahrenden Autos für den Individualverkehr - mit einigen Ausnahmen - eher kritisch gegenüber - primär aus Gründen des Umweltschutzes, des Platzverbrauchs und der Energieeffizienz).

 

Kontakt: Mag. Michael Praschl institut@mipra.at
selbstfahren Ö1Selbstfahrende Autos - zufriedene Menschen?.
Foto: DPA Andreas Gebert, ORF, Ö1